Juni 2023 - Unsere Neuerscheinungen im Juni
Sehr geehrte Damen und Herren,
Stellen Sie sich vor, Sie stehen kurz vor der Premiere. Einige Worte zur Begrüßung sollen das Publikum auf Ihre neueste Produktion „Sleepy Hollow“ einstimmen. Sie werden unterbrochen von einem Unbekannten, der behauptet, das Böse geweckt zu haben und von Zombies verfolgt zu sein. Sie komplimentieren den offenbar geistig Verwirrten freundlich hinaus, doch es klopft ein zweites Mal. Vor der Tür steht eine Meute Untoter, die knurrend und heulend „Fleisch“ rufen. Sie verrammeln schnellstens die Tür – und dann?
Entführen Sie Ihr Publikum in die Welt von „Sleepy Hollow – Das Geheimnis des verschlafenen Tals“, in die Geschichte jenes Unbekannten namens Ichabod Crane, der als Angestellter eines Tourismusunternehmens auf Reisen mit mystischem Hintergrund spezialisiert ist und sich in einer Parallelwelt verlaufen hat. Inspiriert von der gleichnamigen Kurzgeschichte Washington Irvings gelang Matthias Hahn mit diesem Stück eine überzeugende, kurzweilig-amüsante Gruselkomödie, in der Sie schauspielerisch alle Register ziehen können und mit der Sie ihr Publikum garantiert keine Minute langweilen.
David Wright, einem britischer Autor, seit vielen Jahren in Österreich zuhause, ist es gelungen, aus Shakespeares monumentaler Tragödie Richard III eine 60-minütige Slapstickkomödie zu machen. Es fängt schon damit an, dass der Massenmörder wegen eines Schreibfehlers „Richard 111“ genannt wird. Auch die englischen Ortsnamen sind ständige Stolpersteine, was die Souffleuse zur Verzweiflung bringt. Deshalb: "Schaut zu. Und passt gut auf, es kommen viele Namen vor. Die müsst ihr euch alle merken." Hilfreich ist aber, dass das Wesentliche von den Protagonisten oft selbst erklärt wird, etwa vom alten König Edward an die Adresse der Lords, die ihm scheinheilig ein 100 Jahre langes Leben wünschen: "Seid nicht so blöd. Würde ich nicht an einer Krankheit sterben, würde einer von euch oder mein liebes Brüderlein mich umbringen. Das gehört zum Job."
„Richard 111“ – eine Komödie, die der Unfassbarkeit des Mordens mit ironischer Distanz und Sprachwitz begegnet.
Auch in dem interaktiven Krimi von Lena Fox, "Nuit fatale oder Wie Kitty LaBelle keinen Mord beging" ist das Publikum gefordert.
"Kitty LaBelle" nennt sich eine junge Kripobeamtin, die eigenmächtig in einem Mordfall ermittelt, um ihrer Karriere den entscheidenden Kick zu geben. Denn wir befinden uns in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts, als Vorgesetzte und Ehemänner nicht davon überzeugt waren, dass Frauen Führungspositionen anstreben sollten. Das Dumme ist nur: Kitty wurde direkt neben dem toten Opfer bewusstlos aufgefunden - mit der Mordwaffe in der Hand. So ist sie gezwungen, als Verdächtige in eigener Sache zu ermitteln. Und da niemand an ihrer Unschuld wirklich interessiert ist, hängt es vom Votum des Publikums ab, ob der oder die Schuldige entdeckt wird oder nicht. Aufmerksame Zuschauerinnen und Zuschauer werden der Wahrheit mit Sicherheit auf die Schliche kommen und einem spannenden und atmosphärisch dichten „Rate-Krimi“ zum krönenden Abschluss verhelfen.
Kein Mord, sondern ein Banküberfall lenkt die Gäste der Seniorenresidenz "Friedberg" zunächst von den eigenen Sorgen ab. Ihr schönes Heim soll geschlossen werden! Wo sollen sich dann Gerti, die von korrektem Deutsch besessene ehemalige Lehrerin, und Christl, Gastronomin im
Ruhestand, künftig zanken und frozzeln? Was soll aus dem stummen "Gustav mit der Hupe" werden?
Um den Abschied von der schlechtgelaunten Pflegerin Agnes wär's zwar nicht schade, aber den umsichtigen Pfleger Florian lieben alle. Weil dieser sanfte junge Mann es aber faustdick hinter den Ohren hat, gibt es schließlich doch noch ein Happy End auf allen Ebenen.
"Da capo" von Franziska Rudolf - eine liebenswürdige Krimikomödie für ein altersgemischtes Ensemble mit durchaus ernsthaften Untertönen, uraufgeführt 2022 in Tirol.
Martin Pfaff, Regieassistent unter anderem bei Nicolas Steemann und Michael Thalheimer am Deutschen Theater Berlin, führte ebendort auch selbst Regie, bevor er begann, eigene Texte zu schreiben und als freier Regisseur in verschiedenen deutschen Städten zu arbeiten.
Wir freuen uns, Ihnen zwei seiner Werke vorstellen zu dürfen:
In "Eine Feier, nur so" lädt Paul, ein beruflich erfolgreicher und dezent vermögender Mittfünfziger, spontan einige seiner homosexuellen Freunde ein. Zum Beispiel Lou, seinen Ex, ein Dichter, der sich in Sarkasmus und Spott gefällt. Oder Fabrice, den neuen, jungen IT-Designer in seiner Firma, der spontan Ricardo mitgebracht hat, an dem alle sofort Gefallen finden. Doch konkurrierende Interessen, verletzte Gefühle, Amouren und Begierden, in denen die fünf Männer untereinander verstrickt sind, lassen die Gespräche schnell zweideutig werden. Die Stimmung kippt.
Als dann Flori, Bens Freund und transgender, auf dem Weg zur Party von Sicherheitskräften aufgehalten wird, wird klar, dass wir uns in der vielleicht schon nahen Zukunft befinden … wird es so sein in ein paar Jahren? Willkürliche Ausgangssperren, Gesichtskontrollen im öffentlichen Raum, Diskriminierung von Minderheiten, Rütteln an der Gewaltenteilung ...
Die Party endet, anders als erhofft, mit Enttäuschungen, trauriger Resignation und dem Verrat an Lou.
"Eine Boulevardtragödie" nennt Martin Pfaff diesen leicht daherkommenden und gleichzeitig äußerst aufgeladenen Text.
Humorvoll und satirisch überspitzt dagegen Martin Pfaffs Kriminalfarce "Achtung, Paradies". Ernie und Bert - die beiden haben nichts mit den Figuren aus der "Sesamstraße" zu tun, oder doch? - sind frisch getrennt und leider gezwungen, die Nacht gemeinsam in einem etwas schäbigen Hotelzimmer irgendwo an der Küste zu verbringen. Denn am nächsten Morgen will Ernie an einer "esoterischen Schnitzeljagd" teilnehmen, die im "Paradies" beginnt, und das "Paradies" ist nun mal genau dort. Doch keine Schnitzeljagd kann je so abenteuerlich sein wie das, was Ernie und Bert in dieser Nacht erwartet. Zunächst entdeckt Bert eine Leiche. Die vom Leben schon zur Genüge gebeutelte Wirtin fürchtet negative Bewertungen auf booking.com und will die Leiche - immerhin ihr Ehemann - am liebsten schnell entsorgen. Klar, dass Ernie und der gutmütige Bert nach Kräften behilflich sind. Doch es wird kompliziert: Weitere Gäste, etwa ein*e non -binäre Drogendealer*in, der oder die gerne sein oder ihr Leben ändern würde, ein rumänischer Leiharbeiter aus der Fleischindustrie, der Liebe sucht statt Ausbeutung, und eine aufgetakelte, alkohol- und vergnügungssüchtige Bankerin kommen sich untereinander und dem Plan, wie der Tote am besten zu entsorgen sei, gehörig in die Quere. Wie soll das alles nur enden? Lesen und schauen Sie selbst!
Nadja Althauser, freischaffende Schauspielerin und Regisseurin, hat 2022 ihr Debütstück im Freiburger eWerk aufgeführt. „Kaleidoskop einer Spurensuche“ titelte der „Kultur Joker“ sehr angetan anlässlich der Uraufführung von „Gottlos“. In schnellen, pointierten Dialogen zwischen zwei Paaren wird bald klar, dass der Tod des Sohnes Anton, der als junger Bundeswehrsoldat in Afghanistan getötet wurde, bei den Eltern und ihren Freunden Sonia und Michail nicht nur tiefe Trauer auslöst, sondern auch unbequeme Fragen aufwirft: Welche Motive bewegten Anton wirklich, Soldat zu werden? Weshalb war die Bundeswehr überhaupt in Afghanistan? Gibt es einen gerechten Krieg?
Nach dem desaströsen Abzug des Westens 2021 hat Natalja Althauser ihre Stückrecherche durch Gespräche mit Generälen, Politologen und Nahostexperten weiter vertieft. „Gottlos“ ist die geglückte Überarbeitung der ersten Fassung von 2020.
Die letzte Szene gehört Anton, dem toten Soldaten. Die Fragen, die das Stück aufwirft, werden an das Publikum weitergereicht.
Wir würden uns freuen, wenn unser vielfältiges Angebot Sie auf das eine oder andere Stück neugierig gemacht hätte und danken Ihnen für Ihre Lese-Bestellungen und Rückmeldungen unter www.dtver.de oder direkt per Mail an theater@dtver.de.
(Zu 50% des Inhalts können Sie unsere Theaterstücke auf der Website www.dtver.de anlesen.)
Herzliche Grüße
Ihr
Deutscher Theaterverlag
Gabriele Barth